Wiesemann, Arthur

geboren am 26.12.1896 in Karlsruhe-Knielingen, gestorben am 17.09.1989 in Karlsruhe

 
Arthur Wiesemann blieb zeit seines Lebens mit Knielingen verbunden. Er absolvierte eine kaufmännische Berufsausbildung. In seinen jungen Jahren war er wegen Diebstahl mehrere Male mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Mit seinem Eintritt in die KPD 1928 hatte sich später seine Persönlichkeit gefestigt. 1932 wurde er arbeitslos und gemäß der Sozialabbaupoplitik in der Zeit der Weimarer Republik von der Unterstützungsleistung „ausgesteuert“. Er war sozusagen eines unter hunderttausenden Opfern, der über diese Frage der 1930 gescheiterten letzten demokratisch legitimierten Regierung unter Hermann Weber (SPD). Über die Frage der Arbeitslosenversicherung war die SPD-DVP-Koalition zerbrochen; die anschließenden Notstandsregierungen wurden zum Zwischenschritt auf dem Weg der Machtübergabe an den Hitlerfaschismus. Im März 1934 war er vorübergehend bei „Notstandsarbeiten“ beschäftigt. Arthur Wiesemann war verheiratet, Kinder waren keine vorhanden. Als aktives KPD-Mitglied ging er unmittelbar im März 1933 in die Illegalität. In seiner Dreier-Gruppe zusammen mit Albert Kropf und Walter Stauch sorgte er für die Übernahme von aus Frankreich über die Pfalz eingeschmuggelter KPD-Schriften und ihrer Verbreitung. Außerdem befand sich in seiner Wohnung eine Matrizen-Abzugsmaschine, auf der kommunistische Aufrufe hergestellt wurden, die Wiesemann wiederum an andere illegale Gruppen über „tote Briefkästen“ zum Verbreiten weitergab. Am 13. Juni 1934 wurde er verhaftet, das Oberlandesgericht Karlsruhe verurteilte ihn am 7.2.1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei 2 Jahren Gefängnis abzüglich 6 Monaten U-Haft verurteilte, die im Gefängnis Mannheim absitzen musste. Nach der Verbüßung am 7.8.1936 kehrte er nach Karlsruhe zurück. Nach erneuten Zeiten der Erwerbslosigkeit und längerer Phase von „Notstandsarbeit“ fand er im Juli 1937 Beschäftigung als kaufmännischer Angestellter beim „Kies- und Sandwerk Knielingen/Maxau-Rhein GmbH“ und blieb dort auch während des Krieges bis zum Ende im April 1945. Mit Beginn des Krieges wurde er exakt am 1. September 1939 in „Schutzhaft“ genommen, aus dem Gefängnis Karlsruhe wurde er am 27.9.1939 nach dem KZ Buchenwald verbracht. Dort wurde er am 20. April 1940 entlassen. Unmittel nach der Befreiung Karlsruhes durch französische Truppen am 3. April 1945 war die Stadtverwaltung den Erfordernissen der Zerstörung mit fehlender Infrastruktur gehorchend, in 16 Bezirke, zumeist nach Stadtteilen, organisiert worden, mit jeweils zunächst meist 6 und später, 1946, bis zu 20 MitarbeiterInnen. Dadurch gab es in Karlsruhe nicht – wie aus anderen Städten bekannt – einen so genannten Antifaschistischen Ausschuss. An der Spitze des zusammengefassten Bezirksverwaltungsamtes, das die notwendige Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen hatte, stand der frühere und im KZ Kislau inhaftierte Polizeidirektor August Furrer senior. Unter den 16 Leitern dieser einzelnen Bezirke befanden sich 13 Sozialdemokraten und 3 Kommunisten. Arthur Wiesemann, der sich bis zum KPD-Verbot für die Partei einsetzte, wurde Bezirksvorsteher für Knielingen. Nach Auflösung dieser Organisationsstruktur zum 1. Juli 1948 versuchte sich Arthur Wiesemann als selbständiger Fuhrunternehmer, konnte sich damit aber Mitte der 1950er Jahre nicht behaupten. Im höheren Alter versuchte Arthur Wiesemann, seine Erfahrung und sein Wissen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu vermitteln. Zum Beispiel berichtete er in Interviews der VVN-Geschichtskommission 1978 mit Rolf Müller über die Umstände der Ermordung von August Dosenbach am 21.10.1933.

 

Quellen: Landesarchiv Baden-Württemberg – GLA: 480/3462; Stadtarchiv Karlsruhe 8/StS 17/106;