OdF-Gedenktag 2024
Bei milden Temperaturen beteiligten sich knapp 60 Personen an der diesjährigen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Faschismus. Am Mahnmal für die Opfer der Euthanasie sprach Brigitte Kiechle (Interventionistische Linke). Sie kündigte bereits zu Beginn ihrer Rede „klare Worte zu Krieg und Militarismus“ an. Der gesellschaftliche Rechtsruck beschleunige sich im Fahrwasser der Kriegslogik erdrutschartig. Der Krieg werde dabei nicht nur nach außen als „Stellvertreterkrieg der NATO“ geführt, sondern auch nach innen. „Zur Kriegsfähigkeitsplanung gehört auch, jeden Widerstand zu kriminalisieren. Repressionsmaßnahmen zu verschärfen, z.B. gegen Antifaschisten, Klimaaktivisten oder auch die Solidaritätsaktionen zu Palästina.“ Die Repressionsmaßnahmen richteten sich auch gegen das Streikrecht (Kita-Streik in Berlin, Bahn-Streik der GdL). „Gleichzeitig findet ein Krieg gegen die Flüchtlinge statt.“ Mit immer neuen Vorschlägen wollten CDU, AfD und die Ampel-Parteien das Asylrecht abschaffen. Dabei komme die Mehrheit der Geflüchteten genau aus denjenigen Ländern, in denen die NATO Krieg führe um den „globalen Süden“ auszubeuten.
Brigitte Kiechle endete ihre Rede mit einem Zitat des Schriftstellers Wolfgang Borchert:
„Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre. dann gibt es nur eins: Sag NEIN!
Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!
Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!
Du. Mutter, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins: Sagt NEIN!“
Musikalisch begleitet wurde die Gedenkveranstaltung von Helmut Ciesla (Trompete) und Marcel Larson (Akkordeon).
Im zweiten Teil der Gedenkveranstaltung, am Gräberfeld für die sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sprach Liane Holl (VVN-BdA). Sie begann ihre Rede mit einem Hinweis auf die Inschrift am Gedenkkreuz: „Ewiges Gedenken den sowjetischen Bürgern, den Opfern des Faschismus. Es sollen die Faschisten wissen, dass kein Akt ihres Verbrechens ungesühnt bleibt. 1941 – 1945.“ Im Januar 1942 befahl Hermann Göring die Osterweiterung und zwang systematisch die Menschen in Osteuropa zur Arbeitspflicht im Deutschen Reich. „Rassenhierarchische Grundsätze der NS-Ideologie waren der herausragende Grund, die Wehrmacht in den Osten zu entsenden, um dort Zwangsarbeiter:innen anzuwerben und von dort nach Deutschland zwangszudeportieren.“ Dabei seien vermutlich mehr als die Hälfte der 20 Millionen Zwangsarbeiter:innen Frauen gewesen. In Karlsruhe seien schätzungsweise 17.000 Zwangsarbeiter:innen zur Zwangsarbeit gezwungen worden. Trotz dieser Kriegs- und Mordmaschinerie gab es auch organisierten Widerstand. Im süddeutschen Raum gab es eine Widerstandsorganisation, die sich BSW (Russisch für: „Brüderliche Zusammenarbeit der Kriegsgefangenen“) nannte und auch in Karlsruhe aktiv war. Ende 1943 konnte die Gestapo jedoch einen Spitzel in das BSW einschleusen und das Widerstandsnetzwerk dadurch zerschlagen. „Mehrere hundert BSW-Aktive fielen der Gestapo in die Hände. Das Ausmaß war schlimm. Es wurde gefoltert, ermordet und vieles mehr.“
Am Gedenkkreuz für die sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter legte Filipp Ryabov vom Generalkonsulat der Russischen Föderation Bonn sowie die VVN-BdA je ein Blumengesteck nieder. Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!