Tag der Befreiung 2018

Der 8. Mai 1945 markiert eines der bedeutendsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte, darin waren sich die fast 50 TeilnehmerInnen der diesjährigen Befreiungsfeier im Karlsruher ver.di-Haus einig. Der Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg ist nicht nur ein historisches Datum, sondern von tagespolitischer Aktualität. Neonazistische Umtriebe nehmen zu und werden immer dreister. Auch die Kriegsgefahr wächst. Die Bundesregierung rüstet massiv auf und verdoppelt ihren Rüstungshaushalt auf 2% des BIP. Gerade dieses Vorhaben wird unweigerlich, auch vor dem Hintergrund der Schuldenbremse, zu Kürzungen im sozialen Bereich und zu einer Zuspitzung der sozialen Spannungen führen. Der Schwur von Buchenwald bleibt tagesaktuell und wartet auf seine Einlösung: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

 

Bei der diesjährigen Befreiungsfeier am 8. Mai in Karlsruhe berichtete Lothar Letsche über den Widerstand und die politische Verfolgung seines Vaters Curt Letsche (1912 in Zürich geboren, 2010 in Jena verstorben). Dies sei keine leichte Aufgabe, wie Lothar gleich zu Beginn betonte. Denn in seiner Kindheit und Jugend habe er kaum Kontakt mit seinem Vater gehabt und in den letzten vierzehn Jahren vor seinem Tod herrschte komplett Funkstille. Sein Vortrag beschäftigte sich zuerst mit dem Widerstand Curt Letsches und den familiären Hintergründen. Insbesondere wurde auch die mutige Rolle von Lothars Mutter Lotte Letsche (1911-1996) hervorgehoben. Am 29. September 1939 verhaftet, wurde Curt Letsche ein knappes Jahr später wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Verurteilung begann die Strafverbüßung im Zuchthaus Ludwigsburg wo er für die Firma Bosch, in der Bibliothek, und (möglicherweise) zeitweise in einem Außenkommando zur Arbeit gezwungen wurde. Im zweiten Teil seines Vortrags beschäftigte sich Lothar mit der Frage, wie sein Vater die Befreiung 1945 erlebt und geschildert hat. Für eine Dokumentation der VVN-BdA Ludwigsburg schrieb Curt Letsche 1990 einen dokumentarischen Text, mit Angabe seiner Gefangennummer im dortigen Zuchthaus: 8955. Lothar zitierte ausführlich aus diesem Bericht und ließ auf diese Weise seinen Vater selbst zu Wort kommen (vollständiger Text: hier). Außerdem wurde aus dem letzten Kapitel von Curt Letsches Roman „Schnittpunkte 1945“ vorgelesen, der (1987 abgeschlossen) erst 2013 vollständig erschien. Die romanhafte Schilderung der Vorgänge im Zuchthaus Kaisheim bei Donauwörth im April/Mai 1945 ist auch von den eigenen Erfahrungen des Autors geprägt.

 

Stimmungsvoll umrahmt wurde der Vortrag von Michael Csaszkóczy, der Lieder von Verfolgung und Widerstand vortrug. Im Repertoire waren Stücke von Dieter Süverkrüp, Wolfgang Protze, Ernst Busch, Hans Drach, Adam Kuckhoff und Hirsh Glik.

 

Zum Video auf das Bild klicken:

 

Hier der komplette Vortrag von Lothar Letsche mit allen Bildern zum nachlesen:

 

VVN-BdA: Der 8. Mai soll gesetzlicher Feiertag werden!