Betz, Lina und Adolf

geboren am 2.9.1906 in Karlsruhe, gestorben am 9.6.1950 in Frauenalb

geboren am 1.8.1912 in Durlach,gestorben am 11.4.1998 in Karlsruhe

 

Adolf Betz erlernte das Elektrikerhandwerk und war bis zu seiner Verhaftung 1935 als Elektromonteur in einem Betrieb in der Karlsruher Südweststadt beschäftigt. Früh engagierte er sich in der KPD und war dort aktiv für deren Jugendorganisation KJVD (Kommunistische Jugendverband Deutschlands) tätig. Adolf Betz war am 1. April 1933 in Mannheim verhaftet worden und bis zum 12. Mai 1933 dort in „Schutzhaft“, konkrete Vorwürfe waren keine erhoben worden. Im September 1933 heiratete er die Durlacherin Lina Betz, die jedoch keine Kommunistin war, sondern bis 1933 aktives Mitglied der sozialdemokratischen Jugendorganisation SAJ (Sozialistische Arbeiterjugend). Erst danach wurde sie aktiv für die KPD. Kinder hatte das Paar keine. Adolf Betz übernahm nach der großen Welle der Herbstverhaftungen 1933 von Kommunisten etwa zeitgleich wie Friedrich K.H. Dietz für die KPD in Karlsruhe 1934 die illegale Leitung der KPD im damals noch selbständigen Durlach. Er flog auf und wurde am 11. Dezember 1935 in Karlsruhe verhaftet. Lina Betz blieb auf freiem Fuß, nutzte aber die Gelegenheit um mit Friedrich K.H. Dietz im März 1936 in die Schweiz zu flüchten. Betz wurde vom Oberlandesgericht Karlsruhe am 19. März 1936 zu drei Jahren und drei Monaten Zuchthaus unter Anrechnung von 4 Monaten U-Haft wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt, die er teils in Bruchsal und teils in Ludwigsburg verbüßt, 25 Monate davon aber im KZ Aschendorfer Moor bei Papenburg/Ems. Am 19. März 1939 entlassen, blieb er unter Polizeiaufsicht. Wie alle ehemaligen politischen Gefangenen war er zunächst „wehrunwürdig“, wurde dann aber 1943 in das „Bewährungsbatallion 999“ zwangsrekrutiert – einer Strafeinheit, die etwa zur Hälfte aus politischen NS-Gegner und zur anderen Hälfte aus Kriminelle zusammengesetzt war. Bereits bei der Zusammenstellung der Einheit auf dem „Heuberg“ in Stetten a.k.M. knüpfte Betz Kontakte, um den Widerstand zu organisieren. Die Einheit kam dann in Griechenland zum Einsatz und Betz und seine Gruppe knüpften Kontakte zum griechischen Widerstand, eine geplante Waffenübergabe an Partisanen konnte aber nicht ausgeführt werden. Dieses wurde nicht aufgedeckt. Ein anderer Plan in der Feldstellung bei Achaia zur Übernahme von Fernsprechverbindungen wurde jedoch nach Verrat durch einen zur SA übergetretenen ehemaligen Kommunisten verraten. Als Hauptverantwortlicher wurde von der Wehrmacht Franz Cerny ausgemacht und nach dem Todesurteil am 19. Juli 1943 erschossen. In der Verhandlung vor dem Feldgericht wegen „Wehrzersetzung“ blieb die Rolle von Betz unaufgedeckt und so wurde er wie fünf andere Beteiligte „nur“ zu 5 Jahren Zuchthaus und „Wehrunwürdigkeit“ verurteilt. Die Strafe sollte mit dem Kriegsende beginnen, bis dahin war Verwahrung im Wehrmachtsstraflager Moor Emsland vorgesehen. Doch Betz wurde von dort am 12. Juli 1944 zur Gestapo in das Gefängnis nach Karlsruhe überführt wegen einer Anklage wegen Briefverkehres in die Schweiz. Zum Prozess kam es nicht mehr, schließlich wurde er am 24. April im Zuchthaus im bayerischen Kaisheim durch US-Truppen befreit und kehrte am 1. Juni 1945 nach Karlsruhe zurück. Adolf Betz wirkte von Beginn an in der örtlichen Vereinigung der politisch Verfolgten mit, dem „Bund ehemaliger politischer KZ.-Leute (und politisch Verfolgter) Karlsruhe und Umgebung“ und wurde 1946 neben Otto Hafner in das Präsidium des „Landesausschuss der politisch Verfolgten des Naziregimes“, seit 1947 VVN, gewählt. Auf der Gründungsversammlung der KPD-Karlsruhe im September 1945 war Adolf Betz zum Kreisvorsitzenden gewählt worden, dieses Amt gab er 1947 an Friedrich K.H. Dietz ab und übernahm die Verwaltung des von ihm aufgebauten Tbc-Sanatoriums der SAS (Süddeutsche Ärzte- und Sanitätshilfe, deutsche –Sektion der CSS – Centre Sanitaire Suisse, einer eng der VVN verbundenen Hilfsorganisation) für ehemalige KZ-Häftlinge in Frauenalb im Albtal. Daneben war er im Aufsichtsrat der Konsum-Genossenschaft tätig. Sein Amt im Präsidium des Landesausschuss der VVN nahm er bis zu seinem Tod wahr. Lina Betz war in Zürich bei Kriegsende von der CSS vorbereitet worden und wurde in Karlsruhe deren Sekretärin. Zugleich war sie für die KPD in der überparteilichen „Karlsruher Frauengruppe“ aktiv. Diese war im Frühsommer 1946 als Sammelgruppe für die im Nationalsozialismus zerschlagenen Frauenbewegung ins Leben gerufen worden, mit dem Ziel, der Mitwirkung beim Wiederaufbau, Mitarbeit in Flüchtlings-, Gesundheits- und anderen sozialen Fragen, Einmischung in allen Frauenfragen und Erziehung von Frauen und ädchen im demokratischen Sinn. Nach 1949 nahm Edith Dietz, Ehefrau von Friedrich K.H. Dietz ihren Platz ein, obwohl diese niemals KPD-Mitglied war. Adolf Betz starb mit noch nicht einmal 44 Jahren auf tragische Weise in der Nacht des 9. Juni 1950 als im SAS-Sanatorium Frauenalb ein Brand ausbrach und u.a. mit seiner Hilfe noch alle 72 Patienten gerettet werden konnten; er erlag der erlittenen Rauchgasvergiftung. Im Nachruf der SAS hieß es, dass „Betz seit Gründung der Organisation [SAS] in ihr tätig und an der Einrichtung des Sanatoriums maßgebend beteiligt war. Durch umsichtige Leitung und liebevolle Betreuung hat er das Sanatorium zu einem der bestgeführten Häuser gemacht. Sein Tod ist für die Organisation ein schwerer Verlust. Unser Mitgefühl geht an die Witwe, die das begonnene Werk des Mannes weiterführen wird und die Leitung übernimmt.“ Lina Betz führte das Haus weiter bis kurz vor ihrer Pensionierung und blieb der VVN verbunden, solange es ihre Gesundheit zuließ. Sie starb 1998.

 

Quellen/Literatur: Landesarchiv Baden-Württemberg – GLA 480/59; BNN 15.11.1947 (Frauenveranstaltung u.a. mit Lina Betz, BNN 10.6.1950 zum Tod von Adolf Betz); VVNBdA- Archiv im Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nr. 10 und 90.