Gedenkveranstaltung für die Opfer des Faschismus
10. November 2013
Sonntag, den 24. November 2013 (Totensonntag)
11.00 Uhr, Gedenkstätte des Hauptfriedhofs Karlsruhe
Treffpunkt: 10.45 Uhr am Eingang des Hauptfriedhofs
Ansprachen
Angelika Messmer
Dieter Behringer
Kranzniederlegung
am Mahnmal für die Opfer des Faschismus
am Gedenkstein für die sowjetischen und polnischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter
Kulturprogramm: Marianne Hangstörfer, Gesang und Gitarre
Wir laden alle Mitglieder und FreundInnen der VVN-Bund der AntifaschistInnen, alle FriedensfreundInnen, Demokraten und demokratischen Organisationen freundlich zu dieser Gedenkveranstaltung ein.
Hier sehen wir das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen, ein Verbrechen, dem sich kein ähnliches in der ganzen Menschengeschichte an die Seite stellen kann (aus: zweites Flugblatt der Weißen Rose)
Der Totensonntag ist traditionell der Tag des Gedenkens der Opfer des Faschismus; der Tag, an dem sich der millionenfach Ermordeten, aber auch der Widerstandskämpferinnen und -kämpfern erinnert wird. Erinnern heißt dabei auch Verinnerlichen, dass der Faschismus das größte Verbrechen der Menschengeschichte war und der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln voraussetzt. Wer sich erinnert, setzt sich mit seiner eigenen Geschichte, aber auch mit seiner eigenen Gegenwart auseinander. Der Opfer des Faschismus erinnern heißt zugleich, klar und mit wachem Geist zwischen Opfern und Tätern zu unterscheiden.
Wenn Bundespräsident Joachim Gauck in seiner Rede zum Volkstrauertag 2012 festhielt: „Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben“, so ist zu fragen: Welchen Soldaten? Den Verbrechern der Wehrmacht oder den Soldaten der alliierten Armeen, die den Faschismus niederringen mussten, weil es in Deutschland selbst zu wenig Widerstand gab? Wenn Joachim Gauck weiter sagt: „Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage … um die Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren“, so vertauscht er abermals im vollen Bewusstsein seiner geistigen Kräfte Opfer und Täter!
Diese Art des Gedenkens ist gefährlich und bereitet auch den Boden für völkerrechtswidrige Kriege. Denn das Vertauschen von Opfern und Tätern steht in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Vertauschen von Frieden und Krieg. Heute steht die Bundeswehr bewaffnet in insgesamt acht Ländern Europas, Asiens und Afrikas und in weiten Seegebieten des Mittelmeeres und des indischen Ozeans, rund um die Ölgebiete der arabischen Halbinsel. Seit 1990 wurde die laut Grundgesetz „ausschließlich zur Verteidigung“ aufgestellte Bundeswehr Zug um Zug zu einer Interventions- und Angriffsarmee umgebaut. Im Zuge dieses Umbaus ist die Bundeswehr 2011 wieder zur Berufsarmee geworden. „Wir brauchen den archaischen Kämpfer und den, der den High-Tech-Krieg führen kann“, erklärte Generalinspekteur Budde schon 2004. Genau das haben wir bekommen: Eine Bundeswehr, deren Soldaten in Afghanistan und am Horn von Afrika weit entfernt vom Geltungsbereich des Grundgesetzes Krieg führen.
Das bewusste Vertauschen von Opfern und Tätern liegt auch der Tätigkeit des Verfassungsschutzes zugrunde, der über Jahre hinweg zusah wie die faschistische Mörderbande des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) mordend durchs Land zog. Statt die Täter zur Strecke zu bringen wurden die Opfer des Verbrechens beschuldigt.
Die herrschende Gedenkkultur, der Umgang mit der faschistischen Vergangenheit, die Gleichsetzung von Faschismus und Kommunismus im Sinne der Totalitarismusdoktrin, bereitet auch den Boden für den sog. Rechtspopulismus, den Rassismus der Mitte. Die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) – die auf Wahlkampfplakaten ein Verbot der Antifa forderte! – erhielt bei der Bundestagswahl 4,7% der Stimmen und zog damit beinahe ins Parlament ein. Die Partei gilt als rechtspopulistisches Sammelbecken rassistischer Kleinparteien und rechter CDU-Kader. Aus der rechtsradikalen Partei „Die Freiheit“ rekrutiert sie massenhaft ihre Mitglieder. Der AfD-Landesbeauftragte Baden-Württembergs forderte im Wahlkampf gar gemeinsame Listen mit den „Republikanern“ und der Partei „Die Freiheit“.
Aus alledem folgt: Das Gedenken der Opfer des Naziregimes kann nur antifaschistisch sein! In diesem Sinne wird auch in diesem Jahr der Totensonntag begangen.