Redebeitrag der VVN beim Straßenfest „Bunte Plätze statt rechter Hetze“ am 12.05.2015

14. Mai 2015

Rede des Kreissprechers beim Straßenfest „Bunte Plätze statt rechter Hetze“ gegen Kargida am 12.05.2015:

Im Namen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten möchte ich ein paar Worte sagen. Beginnen möchte ich mit einem Auszug aus einer Rede von Silvia Gingold, die sie am Sonntag bei der Befreiungsfeier im ver.di-Haus gehalten hat. Silvia Gingold ist die Tochter von Peter und Ettie Gingold. Das waren Widerstandskämpfer, die in Frankreich an der Seite der Résistance gegen das Hitlerregime gekämpft haben und die Befreiung 1945 in Italien an der Seite der Partisanen erlebten:

„Als meine Eltern, die an der Seite der Franzosen in der Résistance gegen Hitler Widerstand leisteten, als sie 1945 nach der Befreiung aus der Emigration nach Deutschland zurückkehrten, wollten sie und mit ihnen viele überlebende Antifaschisten daran mitwirken, dass keiner mehr aus politischen, religiösen oder ethnischen Gründen diskriminiert und verfolgt werden dürfe. Sie wollten im Sinne des Schwurs von Buchenwald daran mitwirken, dass der Nazismus mit seinen Wurzeln vernichtet wird. Sie hatten die Hoffnung, dass alle zur Rechenschaft gezogen werden, die sich an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligten.

Wie schnell waren ihre Illusionen zerplatzt.   Meine Eltern haben es sich nicht vorstellen können, dass die wenigsten der Kriegsverbrecher zur Rechenschaft gezogen würden und dass schon bald der Boden wieder gedüngt war, aus dem der Neonazismus sprießen konnte.

In unserem Land sind Ausländerhass, Rassismus und Antisemitismus angewachsen. Eine Politik der Flüchtlingsabwehr und der Kriminalisierung von Migranten haben zu einem Klima geführt, in dem Neonazis Anschläge auf Ausländer verüben, Morde begehen, Flüchtlingsunterkünfte anzünden. Auch das haben sich meine Eltern nach ihren bitteren Erfahrungen im Faschismus nicht vorstellen können.

Demonstrationen der rechten PEGIDA-Bewegung mit volksverhetzenden, ausländerfeindlichen Parolen werden von der Polizei geschützt, hingegen Nazigegner kriminalisiert und unter Beobachtung des Verfassungsschutz gestellt.

Dass antifaschistische Arbeit so diffamiert wird, das haben sich meine Eltern nach 1945 nicht vorstellen können. Resigniert haben sie dennoch nie. Bis an ihr Lebensende haben sie alles daran gesetzt, dass die Erinnerungen und Lehren aus dem antifaschistischen Widerstandskampf wach gehalten werden.“

In diesem Sinne und im Geiste von Peter und Ettie Gingold und aller antifaschistischen Widerstandskämpfer sollten auch wir heute handeln und unseren Kampf gegen Kargida fortsetzen, bis sie aus Karlsruhe vertrieben sind.

Ich möchte noch mit einem kleinen Erfolg enden, mit einer Erfolgsnachricht. Das Antifaschistische Aktionsbündnis hat Ende März einen Appell an die Gemeinderatsfraktionen gerichtet, in dem gefordert wurde, dass der Gemeinderat gegen Pegida und gegen Kargida eine Resolution verfasst. Am 19. Mai findet nun eine Gemeinderatssitzung statt und der TOP 1 ist eine solche Resolution! Unter dem Namen „Karlsruhe – Stadt der Vielfalt“ möchte der Gemeinderat eine Resolution gegen Kargida verabschieden.

Die Gemeinderatssitzung findet am 19. Mai um 15.30 Uhr öffentlich statt und es wäre gut, wenn möglichst viele daran teilnehmen und dafür sorgen, dass der Text dieses Gemeinderatsbeschlusses nicht zu verwässert ist, sondern klar und deutlich gesagt wird, dass Rassisten, dass Neonazis in Karlsruhe keinen Platz haben und dass Kargida in Karlsruhe keinen Platz hat.

Der Gemeinderatstext wird in den nächsten Tagen online gestellt, so dass es im Vorfeld die Möglichkeit gibt, seine Meinung kundzutun und dafür zu sorgen, dass sich der Text klar und eindeutig gegen Kargida, gegen Rassismus und gegen Neonazismus ausspricht.

Danke.

Download als pdf: hier

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