All lives matter? Neonazis versuchen in Karlsruhe Fuß zu fassen
27. Juni 2020
Am Samstag, den 27.06. fand auf dem Stephanplatz in Karlsruhe eine rassistische Kundgebung mit dem Titel „All lives matter“ statt. Angemeldet wurde diese von Jonathan Stumpf. Stumpf war 2019 Spitzenkandidat der NPD für den Gemeinderat in Mannheim und ist Gründer der „Nova Europa Society“, deren selbsterklärtes Ziel es ist, einen „weißen Ethnostaat“ zu errichten. Auf einem Plakat der knapp dreißig versammelten Neonazis war dann auch für alle sichtbar zu lesen, was sich in Wahrheit hinter dem Slogan „All lives matter“ verbirgt -, „White Lives matter“ stand darauf geschrieben. Nach nur 45 Minuten war der Spuk zu Ende und die Rassisten reisten wieder ab.
Ermöglicht wurde das Schauspiel durch ein massives Polizeiaufgebot. Mindestens 30 Mannschaftswagen und 8 Einsatzwagen der Polizei waren vor Ort. Der Stephanplatz war zum Schutz der extremen Rechten zu einer Festung ausgebaut. Der Bahn- und Straßenverkehr stillgelegt.
Das Antifaschistische Aktionsbündnis Karlsruhe (AAKA) organisierte eine Gegenkundgebung. Weit über 600 Teilnehmer*Innen stellten sich lautstark den Nazis entgegen. Auf der Kundgebung sprachen neben einer Vertreterin des AAKA noch ein Redner der Africa Union, zwei Redner des United Refugees Rights Movement e.V., der Vorsitzende des DGB-Stadtverbands und der Kreissprecher der VVN-BdA Karlsruhe.
Der Redebeitrag der VVN-BdA Karlsruhe stellte die Entwicklungen der Gegenwart in ihren historischen Zusammenhang: „All diese Entwicklungen hängen zusammen: Wirtschaftskrise, Repression, Kriegsgefahr, rechte Aufmärsche. Die historischen Wurzeln gehen zurück auf den 8. Mai 1945 -, ein Datum, dass sich in diesem Jahr zum 75. Mal gejährt hat. Nach der Befreiung von Faschismus und Krieg beteiligten sich überall in Deutschland zahlreiche Menschen am demokratischen Neubeginn. Zugrunde lag der antifaschistische Konsens: ‚Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!’ … Die Gegenwart hat ihre historischen Wurzeln. Um der Rechtsentwicklung und Umweltzerstörung nachhaltig entgegenzutreten, um eine Perspektive aus der Krise finden zu können, müssen wir uns diese historischen Wurzeln in Erinnerung rufen und Schlussfolgerungen für die Zukunft ziehen. Gerade angesichts der Krise wird es unausweichlich, den Konsens aus 1945 mit aller Konsequenz umzusetzen. Nur die Rückbesinnung auf den Schwur von Buchenwald, dem antifaschistischen Konsens aus 1945, zeigt uns einen Weg aus der Krise … Das ist keine Utopie, denn wir haben heute die Erfahrungen aus der Geschichte, insbesondere die Erfahrungen des antifaschistischen Widerstands gegen das Naziregime. Der antifaschistische Konsens ist nicht nur möglich, er ist machbar und notwendig!“
Große Zustimmung und Applaus unter den Teilnehmer*Innen gab es für die Forderung, den Schwur von Buchenwald konsequent umzusetzen. Dies ist die antifaschistische Antwort auf die Krisenerscheinungen der Gegenwart.
Der vollständige Redebeitrag der VVN-BdA Karlsruhe auf der Gegenkundgebung des Antifaschistischen Aktionsbündnisses (AAKA) kann hier nachgelesen werden.