75 Jahre VVN Karlsruhe
Am 14. Oktober 2022 feierte die Kreisvereinigung Karlsruhe das 75-jährige Bestehen der VVN-BdA mit einem Festakt im Ver.di-Haus. Etwa 60 Freundinnen und Freunde, sowie interessierte Gäste besuchten die Veranstaltung. Für die Fächerstadt kam die Feier dabei gewissermaßen ein Jahr zu spät. Denn in Karlsruhe wurde bereits am 6. Januar 1946 ein schon im Sommer 1945 angekündigter „Bund ehemaliger Konzentrationäre“, dann „Bund ehemaliger politischer KZ-Leute“, später „Bund ehemaliger politischer Verfolgter“ gegründet, der dann 800 Mitglieder zählte. Im Zuge der Namensänderung der Landesvereinigung Württemberg-Baden in „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)“ am 17. Mai 1947 wurde der Name auch in Karlsruhe angepasst. Die in der Satzung festgehaltene „wichtigste Aufgabe“ der jungen Karlsruher Organisation war „das Streben nach Wiedergutmachung und Entschädigung der in den KZ-Lagern erlittenen Sach- und Körperschäden“ unter Einbeziehung der Angehörigen. In Karlsruhe waren es vor allem Männer und die (wenigen) Frauen des organisierten Widerstandes der Arbeiterbewegung, die das Rückgrat der VVN bildeten, trotzdem oder obgleich satzungsmäßig neben den politischen Verfolgten auch die „rassisch“ und religiös Verfolgten eingeschlossen waren. Ausnahmen bildeten etwa Otto Hafner, Eugen Heydt und Heinold Hirsch.
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Der Festakt zum Gründungsjubiläum war geprägt durch eine Reihe vorgetragener Grußworte. Darin kam das breite Bündnisspektrum der VVN-BdA vor Ort zum Ausdruck und die vielfältige Verankerung der Kreisorganisation in der politischen Landschaft Karlsruhes. Grußworte hielten (in dieser Reihenfolge) der DGB Stadtverband, die Naturfreunde, das Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis, das OAT, der DGB-Verband Karlsruhe Land, die Berufsverbote-Initiative, der Somalische Kultur- und Integrationsverein und die DFG-VK. Außerdem sprach der Bezirksgeschäftsführer von Ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald, Thorsten Dossow, der aus Solidarität und Verbundenheit mit der VVN-BdA den Raum, die Technik und die Getränke kostenfrei zur Verfügung stellte.
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Neben den Grußworten gab es zwei Vorträge zur Geschichte der VVN-BdA. Lothar Letsche machte einen „Schnelldurchgang“ durch die Geschichte der Landesvereinigung von ihrer Gründung bis heute. Jürgen Schuhladen-Krämer vertiefte die Gründungsgeschichte der VVN in Karlsruhe mit einer Fülle historischen Materials. Das Veranstaltungsprogramm wurde mit Klezmer-Klängen und Jazz-Elementen begleitet und aufgelockert durch die Musikgruppe „entrevue“. Das sind Michael Schwahn (Saxophone, Kontraalt-Klarinette), Helga Betsarkis (Akkordeon) und Boris Reznik (Kontrabass). Für das leibliche Wohl war durch ein reichhaltiges kaltes Büfett gesorgt.
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Die Jubiläumsveranstaltung und ihre durchweg positive Resonanz gab dem erst vor einem Jahr neu gewählten Karlsruher VVN-BdA-Kreisvorstand Rückenwind. Die intensiven Vorbereitungen und Planungen haben sich gelohnt und es wurde ein toller Festakt auf die Beine gestellt. Das schweißt zusammen und es konnte Kraft getankt werden für die anstehenden Aufgaben unserer Zeit. In der Eröffnungsrede von Uli Hintsches für den Kreisvorstand hieß es vor dem Hintergrund der Geschichte: „Deutschland ist heute kein friedliebender, antifaschistischer Staat, sondern ein Staat, der Krieg führt und in dem Nazis ganz legal aufmarschieren und sich organisieren dürfen. Heute sind wir von einer ‚Welt des Friedens und der Freiheit‘, wie es im Schwur von Buchenwald heißt, weiter weg, als jemals zuvor seit 1945. Die von Olaf Scholz jüngst ausgerufene ‚Zeitenwende‘ zielt auf eine grundlegende Revision des Ausgangs und der Lehren des 2. Weltkrieges ab. Deutschland soll wieder eine militärische Großmacht werden, die ’schlagkräftigste Armee Europas‘ bekommen. Das dürfen wir nicht zulassen und müssen Widerstand organisieren!“
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