Kappler, Gustav
Geboren am 5.10.1898 in Karlsruhe, gestorben am 19.12.1979 in Karlsruhe
Als Sohn eines Konditors geboren, erlernte Gustav Kappler nach der Volksschule den Beruf des Schriftsetzers bei der Druckerei G. Braun. Nach der Lehre blieb er dort weiter beschäftigt, bis er im November 1917 in den Krieg zum Artillerie-Regiment 76 in Freiburg einrücken musste. Bei Kriegsende im November 1918 sah er sich in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft, aus der er 1919 nach Karlsruhe zurückkehrte. 1922 während der wirtschaftlichen Krise wurde er bei G. Braun gekündigt und konnte sich in den nächsten zwei Jahren nur mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen, ehe er wieder in seinem Beruf bis 1929 Arbeit in verschiedenen Druckereien fand. 1924 war er der KPD beigetreten und seit 1929 Unterbezirksleiter der Partei und seit diesem Jahr auch Stadtverordneter; er gehörte auch dem „Rote-Front-Kämpfer-Bund“ an. Wegen seiner Arbeitslosigkeit war die Familie – 1929 hatte Kappler geheiratet, aus der Ehe gingen 2 Kinder hervor – von der öffentlichen Fürsorge abhängig. Als Oppositioneller gegen die ihm zu zurückhaltend erscheinende Gewerkschaftspolitik war er aus der Druckergewerkschaft ausgeschlossen worden.
Zusammen mit dem Karlsruher KPD-Landtagsabgeordneten Hermann Bönig (1894-1939, Hohenasperg) baute er in Karlsruhe die RGO (Revolutionäre Gewerkschaftsopposition) auf. Unmittelbar nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 ging er anlässlich der März-Verhaftungen in die Illegalität, übernahm die illegale KPD-Leitung in Karlsruhe, darüber hinaus die Anleitung des kommunistischen Widerstandes in der Region bis Bruchsal und Pforzheim, organisierte dabei insbesondere auch kommunistische Betriebsgruppen. Weil dies mit der Zeit zu gefährlich wurde, verlegte er sein Tätigkeitsfeld in Absprache mit der Berliner Untergrundleitung nach Mannheim und Ludwigshafen, mietete sich in Mannheim unter falschen Namen und gefälschter polizeilicher Anmeldung ein. Auch dort war er in der Leitung des KPD-Widerstandes, reichte die verbotenen Druckschriften an Vertrauensleute unter ihrem Decknamen weiter. Im Januar 1934 entpuppte sich ein angeblich von Berlin entsandter KPD-Kurier als Gestapobeamter und Kappler und andere flogen auf. In der Mannheimer Gestapohaft wurde er geschlagen. Zusammen mit dem Stuttgarter Eugen Wilhelm Wiedmaier (geb. 1900), den Mannheimern Hans Wilhelm Erdmann (geb. 1903) und Wilhelm Johan Jayme (geb. 1897) und dem Ludwigshafener Karl Harth (geb. 22.12.1894), alles gleichfalls Arbeiter, wurde er vor dem Oberlandgericht Karlsruhe angeklagt und am 20.12.1934 wegen Vorbereitung zum Hochverrat in Verbindung mit Urkundenfälschung zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Generalstaatsanwalt hielt in der Anklageschrift über ihn fest: „Er wird allgemein als äußerst rühriger und fanatischer Kommunist bezeichnet.“ Die Haft verbüßte er in Mannheim und in Schwäbisch Hall bis April 1937. Statt der Entlassung folgte die Überführung in die „Bewahrungsanstalt Kislau“ in „Schutzhaft“ bis zum 10.8.1937. Endlich entlassen, musste er sich arbeitslos ohne Unterstützung beim Arbeitsamt Karlsruhe melden. Erst im April 1939 erhielt er wieder Arbeit, beim Vorläufer der Südwestdeutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Lammstraße 1b-5 (später Druckerei der BNN). Diese bestätigte 1950, dass er zwischen dem 11.4.1939 und 19.4.1944 mit der Unterbrechung der KZ-Haft als Schriftsetzer für wöchentlich 54,- RM bei ihnen tätig gewesen war. Wie zahlreiche andere „Politische“ wurde er in der Vorbereitung zum Krieg verhaftet, exakt am Tag des Beginns des von Nazideutschlands entfesselten Weltkrieges am 1. September 1939. Über das Zuchthaus Hohenasperg wurde er am 26.9.1939 in das KZ Buchenwald überstellt. Dort musste er bis 21.2.1940 zubringen, war in einem Bautrupp von Zimmerleuten und Maurern eingesetzt. Dabei musste er viele Schikanen und Misshandlungen mit ansehen, wurde aber nach eigenen Angaben selbst nicht Opfer von Misshandlung. Dennoch hatte ihn die KZ-Haft deutlich gezeichnet, seine gewohnte volle Gesundheit und Leistungsfähigkeit sollte er nicht mehr erlangen. Am 19.4.1944 wurde er bis Kriegsende bei der „Organisation Todt“ zwangsverpflichtet. „Es handelte sich damals um die generelle Dienstverpflichtung sämtlicher wehrunwürdigen und politisch unzuverlässigen Personen, die von der Gestapo dem Arbeitsamt listenmäßig gemeldet wurden. Der für diese Dienstverpflichtung vereinbarte Stundenlohn war 65 Pfennig“, berichtete Kappler dazu 1950 bei einer Anhörung. Mit der Befreiung und dem Wiederaufbau der Gewerkschaft, wurde Gustav Kappler noch 1945 Gewerkschaftssekretär, versah diese Stellung bei der IG Chemie auch bis zu seiner Pensionierung 1963. Unter anderem schulte er Betriebsräte und führte Tarifverhandlungen. 1947 war seine Ehefrau früh verstorben, Gustav Kappler musste für die noch minderjährigen Kinder alleine sorgen. Zu Beginn der 1950er Jahre machten sich bei ihm, obwohl er stets auf seine Gesundheit achtete, gesundheitlichen Probleme, die teils auf die erlittene KZ-Haft zurück zu führen waren, immer tärker bemerkbar. Während seiner beruflichen Tätigkeit als Gewerkschaftssekretär sehr belastet, setzte sich er nach seiner Pensionierung 1963 soweit es ihm die Gesundheit erlaubte, aktiv für die VVN ein, hielt maßgeblich den seit 1963 bestehenden engeren Kontakt zur französischen F.N.D.I.R.P (Fédération Nationale des Déportés et Internés, Résistants et Patriotes) in Nancy mit aufrecht. Er begrüßte maßgeblich die Erweiterung zur VVN-BdA 1972, engagierte sich an vorderster Stelle in den Auseinandersetzungen innerhalb des Kreisverbandes der VVN-BdA um die Einbindung jüngerer Antifaschisten in die Leitung zu Beginn der 1970er Jahre. Eine verantwortliche Stellung im Kreisverband wollte er angesichts seiner Gesundheit und seines Alters aber nicht mehr übernehmen. Er starb 1979.
Quellen: Landesarchiv Baden-Württemberg – GLA 480/348; VVN-BdA-Archiv im Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nr. 42 und 240;