Endlich! NSU-Untersuchungsausschuss BaWü kommt!

18. Oktober 2014

Pressemitteilung der VVN-BdA Landesvereinigung Baden-Württemberg

Verfolgtenorganisation begrüßt die Einrichtung eines NSU – Untersuchungsausschusses

Die VVN-Bund der Antifaschisten ist erleichtert, dass die SPD nun endlich ihren nachhaltigen Widerstand gegen die Einrichtung eines Untersuchungsauschusses zur Untersuchung der ungeklärten Fragen rund um die Verbrechen der faschistischen Terrorgruppe „NSU“ aufgegeben hat.

Gerade in Baden-Württemberg gibt der bis heute letztlich unaufgeklärte Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter viele Fragen auf. Diese Fragen betreffen sowohl Tathergang und beteiligte Täter sowie das Verhalten und Zusammenwirken der Behörden im Umgang mit dieser Tat als auch die Frage, in wie weit weitere rechtsterroristischen Strukturen im Lande wirksam waren und weiterhin sind.

Es ist kein Wunder, dass die Enquetekommission nun offenkundig gescheitert ist. Bereits bei ihrer Einrichtung waren sich viele kritische Stimmen im Lande einig, dass sie nur ein zweiter Schritt sein könne. Vor die Erarbeitung von Konsequenzen, die diese Kommission hätte leisten sollen, muß die vollständige Aufklärung der Verbrechen und Strukturen des Rechtsterrorismus einschließlich der Verwicklungen von Geheimdiensten und der unübersehbaren Ermittlungspannen der Strafverfolgungsbehörden erfolgen.

Das hatte auch die VVN – Bund der Antifaschisten immer wieder erklärt. Das jetzt der Weg frei wird zu einem Untersuchungsausschuss entlastet auch die SPD, deren bisherige Ablehnung eines solchen Ausschusses schwer nachvollziehbar war. Sicherlich hat dieses öffentliche Unverständnis und das Beharren auf der Forderung nach einem Untersuchungsausschuss zur heutigen Entwicklung beigetragen. Auch die VVN-Bund der Antifaschisten hatte Tausende von Unterschriften für diese Forderung gesammelt.

17.10.2014, Dieter Lachenmayer (Geschäftsführer)

Studierendenparlament fordert Straßenumbenennung

17. Oktober 2014

Das Studierendenparlament des KIT fordert in einem Beschluss die Umbenennung des Fritz-Haber-Weg zu Clara-Immerwahr-Weg.

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„Am Sonntag, den 18. Mai 2014 fand der vom KIT durch das ZAK organisierte Vortrag »Giftgas und das Janusgesicht der Wissenschaft. Das Beispiel des Chemie-Nobelpreisträgers Fritz Haber im ersten Weltkrieg« von Prof. Dr. Wolfram H.-P. Thiemann statt. In diesem wurde sich kritisch mit den Machenschaften von Fritz Haber vor allem während des ersten Weltkrieges bei der Schlacht um Ypern auseinandergesetzt. Prof. Thiemann forderte während seines Vortrags, das »Fritz-Haber Institut« der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in Berlin umzubenennen. In seinem Aufruf dazu schreibt er: »Mit seinen Forschungsarbeiten und seinen politischen Ambitionen hat Haber eines der schrecklichsten Kapitel der Kriegsführung, die Entwicklung und Anwendung chemischer Waffen als erstes Massenvernichtungsmittel, eingeläutet« und weiter, »Es wird Zeit, dass wir als verantwortliche Wissenschaftler auch der dunklen Seite des Nobelpreisträgers Fritz Haber Rechnung zollen: Das Chemiewaffenübereinkommen von 1997 und der Verhaltenskodex der Gesellschaft Deutscher Chemiker machen den Namen „Fritz-Haber-Institut“ [1] nicht mehr länger vertretbar. Die Umbenennung des Instituts wäre eine mutige Konsequenz.«

Nachdem das KIT selbst die kritische Rolle Fritz Habers erkannt hat, wäre es nur konsequent, dass das KIT fordert, den Fritz-Haber-Weg auf dem Campus Süd umzubenennen. Neben seinen Machenschaften während des ersten Weltkrieges, kommt bei Fritz Haber auch die menschliche Komponente hinzu. Obwohl sich seine Frau Clara Immerwahr am 02. Mai 1915, nach dem ersten erfolgreichen Giftgaseinsatz Fritz Habers, mit seiner Dienstwaffe das Leben nahm, reiste er dessen ungeachtet noch am selben Tag wieder an die Front um erneute Giftgaseinsätze zu überwachen. Damit lies er auch seinen dreizehnjährigen Sohn, der seine im sterben liegende Mutter gefunden hatte, alleine zurück.

Benennungen von Straßen bedeuten eine große Ehre und Würdigung für die namensgebende Person und sollten somit mit Bedacht ausgewählt werden. Daher sind nicht nur einzelne wissenschaftliche Leistungen zu beurteilen, sondern die Person in ihrer Gesamtheit. Im Falle Fritz Habers müssen wir als verantwortliche Akademiker*innen, vor allem wegen seiner Rolle im ersten Weltkrieg, zu dem Schluss kommen, das ihm keine Würdigung zusteht. Somit ist die Straße umzubenennen.

Clara Immerwahr war eine der ersten Frauen mit Doktortitel in Deutschland. Sie promovierte 1900 als erste Frau an der Universität Breslau in physikalischer Chemie. Damit spielte sie eine wichtige Rolle im Kampf, Frauen den Weg für ein Studium zu öffnen. Da ihr selber eine akademische Karriere durch die Machtstrukturen an den Hochschulen verwehrt wurde, setzte sie sich stark für die Gleichberechtigung der Frauen ein. Auch wenn ihre Mitarbeit totgeschwiegen wurde, hatte sie maßgeblich bei der Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens an der Universität Karlsruhe mitgewirkt. Sie setzte sich für eine humanitäre Wissenschaft ein und und prangerte die Forschungen Habers zur Entwicklung und Verbesserung von Giftgasen und deren Verwendung an der Front als »eine Perversion der Wissenschaft« an und versucht ihren Mann, leider erfolglos, davon abzubringen. Das Magazin Spektrum der Wissenschaft (1/1995) schreibt über sie: »“Immerwahr“ war nicht nur der Mädchenname von Clara Haber (1870 bis 1915), sondern auch eine zutreffende Charakterisierung ihrer Person.«

Von daher sollten die Leistungen von Clara Immerwahr und ihr moralisches Vorbild entsprechend durch die Umbenennung des Fritz-Haber-Wegs in den Clara-Immerwahr-Weg gewürdigt werden.“

Die Forderung online unterstützen:

https://www.openpetition.de/petition/online/umbenennung-fritz-haber-weg-in-clara-immerwahr-weg-kit-campus-karlsruhe

 

In den vergangenen Jahren fand zum Antikriegstag (1. September) schon mehrfach eine symbolische Straßenumbenennung statt.

Todestag von Karl Wagner

8. Oktober 2014

In ehrendem Gedenken unseres Kameraden Karl Wagner (1909 – 1983).

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Solidrität mit Kobane/Rojava

1. Oktober 2014

Informationsveranstaltung

mit

Düzgün Altun
(Zweiter Vorsitzender der DIDF-Föderation der demokratischen Arbeitervereine)
Düzgün Altun, war vom 22.-26. September, mit der Delegation des „Bündnis der Demokratischen Kräfte“ an der türkisch- syrischen Grenzübergang Mürşitpınar, 200 Meter von Kobane entfernt. Er wird über die aktuelle Situation vor Ort berichten

und

DERVİŞ YILDIZ
(Vorsitzender des Kurdischen Gemeinschaftszentrums Karlsruhe)

Sonntag, 5. Oktober 2014 um 15 Uhr im MenschenRechtsZentrum (Am alten Schlachthof 59)

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Über Karl Wagner

30. September 2014

Karl Wagner (1901 – 1983) hat 124 Monate hinter Gefängnismauern und Stacheldraht verbringen müssen. Seine Stationen KZ-Heuberg, Stuttgart, Flucht aus dem Gefängnis, Emigration in die Schweiz, Rückkehr nach Stuttgart. Illegale Arbeit, erneut Verhaftung, Haft in Ulm, Moorsoldat in Bürgermoor, Dachau, Mauthausen, Buchenwald.

Sofort nach der Befreiung arbeitet er in der Rückführungsstelle für ehemalige Verfolgte des Naziregimes in Stuttgart.

Nach Gründung der VVN übernimmt er im Landesbüro eine verantwortungsvolle Aufgabe. 1966 ist er nach Karlsruhe verzogen. Dort war er 4 Jahre Kreisvorsitzender der VVN. Karl Wagner hat über seine Erlegbnisse in den KZ-Lagern zwei Broschüren geschrieben.

Unter dem Titel „Ich schlage nicht“, schildert er das Lagerleben und den Kampf der Häftlinge gegen die ständigen Schikanen der SS-Bewacher. In dieser Situation hat Karl Wagner menschliche Größe auch in Todesgefahr vorgelebt, die Hochachtung verdient. Nach seinem Tod ist aus der Feder seiner Frau Hilde Wagner eine Biografie unter dem Titel „Der Kapo der Kretiner“ erschienen.

Quelle: Ulrich Schneider: Zukunftsentwurf Antifaschismus. 50 Jahre Wirken der VVN für „eine neue Welt des Friedens und der Freiheit“ (Pahl-Rugenstein).

Fotoalbum von Karl Wagner

30. September 2014

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Broschüre: Erinnerungen an Neustift

30. September 2014

Die Broschüre von Karl Wagner „Erinnerungen an Neustift“ aus dem Jahr 1979 steht hier zum erstenmal in digitaler Form (pdf) zur Verfügung (auf das Bild klicken):

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Broschüre: Ich schlage nicht

29. September 2014

Aus dem Vorwort:

Im Jahre 1943 verweigerte ich als Lagerältester des KZ-Außenlagers Dachau-Allach einen Befehl des SS-Schutzhaftlagerführers Jarolin, an einem sowjetischen Kameraden die Prügelstrafe zu vollziehen. Das war Befehlsverweigerung.

Ehemalige Häftlingskameraden verschiedener politischer Richtungen berichteten nach 1945 in Büchern, Broschüren und Artikeln über diesen Vorgang.

Nach der Veröffentlichung meiner kleinen Broschüre „Erinnerungen an Neustift“ hatte ich mit jungen Freunden viele Gespräche über das Leben in den KZ-Lagern des Hitlerfaschismus. Dabei wurde ich immer wieder gefragt, wie es einem Häftling möglich sein konnte, einen SS-Befehl zu verweigern und dennoch zu überleben. Ich wurde gebeten, die näheren Umstände, die mit der Befehlsverweigerung in Allach zusammenhängen, ebenfalls in einer Broschüre darzulegen. Diesem Wunsch bin ich gerne nachgekommen.

Ich hoffe, dass diese kleine Schrift dazu beitragen wird, die Jugend für den antifaschistischen Widerstandskampf zu interessieren.

 

Die vollständige Broschüre ist hier (auf das Bild klicken):

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Frischer Wind bei alten Rechten? Die „Alternative für Deutschland“

26. September 2014

Zur Aufklärung über den Charakter der „Alternative für Deutschland“ (AfD) gibt es den neuen Flyer der VVN-BdA (auf das Bild klicken):

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Protest gegen US-Luftkrieg in Syrien

25. September 2014

Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag

Kassel, Berlin, 23.September 2014 – Anlässlich der Luftangriffe der USA und arabischer Verbündeter auf Syrien, erklärten die Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag in einer ersten Stellungnahme:

Die massiven US-amerikanischen Luftschläge mit diversen Tarnkappenbombern, Kampfdrohnen und bisher 47 Marschflugkörpern auf Orte in den nördlichen und östlichen syrischen Provinzen stellen einen flagranten Bruch des Völkerrechts dar. Denn weder sind die USA noch eine der mit ihnen verbündeten Staaten Saudi-Arabien, Katar, Jordanien, Bahrain oder die Emirate angegriffen worden (was einen Akt der Selbstverteidigung begründen würde), noch liegt eine diesbezügliche Resolution des UN-Sicherheitsrats oder eine Erlaubnis der syrischen Regierung in Damaskus vor.

Die US-Regierung zerstört bewusst die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene internationale Ordnung, wie sie durch die UN-Charta festgelegt ist. Dies zum wiederholten Mal – nach Jugoslawien 1999, dem Irak 2003 und Libyen 2011. Augenscheinlich soll hier ein weiterer Präzedenzfall geschaffen werden, wonach Kriege aus angeblich humanitären Gründen erlaubt seien – ohne ein Mandat des dafür zuständigen Weltgremiums zuvor einzuholen. Der US-Angriff erfolgt einen Tag, bevor sich der UN-Sicherheitsrat mit der Situation befassen wollte – deutlicher kann nicht zum Ausdruck gebracht werden, wie wenig die US-Administration von der UNO und dem Völkerrecht halten.

Uns beängstigt dieses Vorgehen – genauso wie uns der brutale Feldzug der ISIS-Terroristen beängstigt. Der US-Angriff erinnert an den Krieg gegen die Taliban in Afghanistan seit 2001, dessen Folgen in Afghanistan (180.000 bis 250.000 Tote) und in Pakistan (80.000 Tote) nur als katastrophal bezeichnet werden können, an die „Shock and Awe“-Angriffe auf den Irak 2003 (mit Hunderttausenden Toten), die Ursache sind für die desolate Lage heute, und die massive Bombardierung Libyens, deren Nachwirkungen den Staat destabilisiert haben.

Deutlich scheint uns die Strategie des US-amerikanischen Vorgehens. Gleichzeitig mit ihren massiven Luftangriffen verstärken die USA die Aufrüstung prowestlicher Anti-Assad-Kräfte. Damit wird der Weg in einen verstärkten syrischen Bürgerkrieg beschritten. Sind die fanatisierten sunnitischen Milizen („Islamischer Staat“, Al-Nusra-Front, Korashan usw.) eines Tages geschwächt, sollen offenbar die Bodentruppen der prowestlichen Anti-Assad-Kräfte das gewonnene Territorium sichern und entweder Syrien teilen oder auch noch Damaskus angreifen.

Entziehen sich die fanatisierten Sunniten diesem Krieg und weichen in den Irak oder/und in den Libanon aus, droht sich das Kriegsgeschehen dorthin verstärkt zu verlagern.

Weil der Iran, Syrien und wesentliche Teile der Kurden durch das Vorgehen der USA und sunnitischer Monarchien von der Problemlösung ausgeschlossen wurden, wird dies die Spaltung der islamischen Welt vertiefen.

Unter dem Strich wiegen die negativen Auswirkungen dieses US-geführten Krieges zur Abwehr einer humanitären Katastrophe schwer. Sie werden das Katastrophengebiet ausweiten.

Wir fordern die Bundesregierung auf, den US-Angriff auf Syrien als völkerrechtwidrig zu verurteilen und jegliche Unterstützung mit Waffen und Logistik einzustellen. Die bedrohten Kurden in den nordsyrischen Gebieten benötigen humanitäre Hilfe, insbesondere muss den Flüchtlingen geholfen werden. Die Bundesregierung muss alles unternehmen, um den illegalen Waffen- und Geldfluss aus Saudi-Arabien, Katar und Türkei an die ISIS-Dschihadisten zu unterbinden. Ein erster Schritt dazu wäre der Stopp aller Waffenexporte an diese Länder. Die deutsche Delegation bei den Vereinten Nationen sollte sich darüber hinaus für die Entsendung einer von den Kurden geforderte internationale Fact-Finding-Mission in den betroffenen Gebieten einsetzen.

Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Lühr Henken, Berlin
Peter Strutynski, Kassel

Quelle: Bundesausschuss Friedensratschlag

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