Tag der Befreiung 2023

Nach drei Jahren Pandemie fand am 9. Mai erstmals wieder die traditionelle Befreiungsfeier der VVN-BdA Kreisvereinigung Karlsruhe im Verdi-Haus statt. Über 50 Besucherinnen und Besucher folgten der Einladung und machten die Veranstaltung zu einem großen Erfolg. In der Begrüßung wurde gleich zu Beginn klargestellt: „Wir wollen heute den Tag der Befreiung feiern! Und wir haben uns bewusst dazu entschlossen, diesen Tag feierlich zu begehen, trotz, oder gerade weil wir in stürmischen Zeiten leben.“ Der feierliche Charakter der Veranstaltung wurde durch Unterstützung von Freundinnen und Freunden der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba unterstrichen, die eine Cocktailbar einrichteten und zum Verweilen einluden.

Der Abend wartete mit einem politischen Kulturprogramm auf, das durchweg auf positive Resonanz stieß. Der Mannheimer Liedermacher Bernd Köhler spielte gemeinsam mit dem Geiger Joachim Romeis und der Schauspielerin Bettina Franke ihr aktuelles Programm „Nie wieder 33“ mit Liedern und Texten von Bert Brecht, Hanns Eisler, Klaus Mann, Rose Ausländer, Erich Weinert, Theodor Kramer, Esther Bejarano u.a. sowie aktuellen eigenen Songs. Dabei präsentierte das Trio eine gelungene Mischung aus Konzert und Lesung. Gelesen wurden historische und aktuelle Texte, die jeweils politisch eingeordnet und auf die Gegenwart bezogen wurden. So wurde u.a. scharfe Kritik an der Kulturpolitik der AfD geübt, die in der Tradition der Bücherverbrennung stehe, und angemahnt, dass der Faschismus nur gemeinsam in einer Einheitsfront verhindert werden könne. Erich Kästner zitierend endete das Programm mit den Worten: „Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr. Das ist der Schluss, den wir aus unseren Erfahrungen ziehen müssen.“ 

Eine politische Analyse der geschichtlichen Zusammenhänge und der Bezüge zur Gegenwart durfte an diesem bedeutsamen Datum natürlich nicht fehlen. In angemessener Kürze, aber mit klaren Worten, zeichnete Kreissprecher Jens Kany die historische Entwicklung vom 8. Mai 1945 bis heute nach. Die von Olaf Scholz 2022 ausgerufene „Zeitenwende“ sei die bruchlose Fortsetzung der Restaurations- und Revanchepolitik des Kalten Krieges. Sie bedeute unmittelbar eine Abkehr vom Grundsatz ‚Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!’, d.h. eine Revision der Ergebnisse des 2. Weltkrieges. Die Rede schloss mit den Worten: „Gegen diese Verdrehung der Geschichte müssen wir uns wehren! Auch deshalb sagen wir: Der 8. Mai muss Feiertag werden!“

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