Tag der Befreiung 2025

Zum 80. Jahrestag der Befreiung lud die VVN-BdA Karlsruhe am 8. Mai 2025 gemeinsam mit den Gewerkschaften Verdi, GEW und NGG zur Befreiungsfeier ins Verdi-Haus ein. Die über achtzig Gäste erwartete ein hochkarätiges Programm, das allen unvergesslich bleiben wird. Der Schauspieler und Träger des Rosa-Luxemburg-Preises Rolf Becker spielte gemeinsam mit dem Liedermacher Kai Degenhardt das Programm „Wölfe mitten im Mai“. Der Titel nimmt Bezug auf das gleichnamige Lied von Franz Josef Degenhardt aus dem Jahr 1965, mit dem dieser vor der Gefahr einer erneuten faschistischen Bedrohung in Deutschland warnte.
August der Schäfer hat Wölfe gehört / Wölfe mitten im Mai, zwar nur zwei / Doch der Schäfer der schwört / Die hätten zusammen das Fraßlied geheult / Das aus früherer Zeit, und er schreit / Und sein Hut ist verbeult / Schreit: ‚Rasch, holt die Sensen sonst ist es zu spät / Schlagt sie tot, noch eher der Hahn dreimal kräht’ / Doch wer hört schon auf einen alten Hut“
In seinem Eingangsstatement betonte Rolf Becker, die Rechtsentwicklung in (West-)Deutschland habe Wurzeln, die bis zu den Bedingungen der bedingungslosen Kapitulation vom 8. Mai 1945 zurückreichen. Die westlichen Siegermächte hätten etwas ganz anderes im Sinn gehabt, als die „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln“, wie es im Schwur von Buchenwald heißt. Rolf Becker stellte klar, dass Großbritannien und die USA bereit gewesen seien, sich mit den alten Nazi- und Wehrmachteliten gegen die Sowjetunion zu verbünden. Die Sowjetunion, die die Hauptlast des Sieges getragen habe, sei daher zu Zugeständnissen gezwungen gewesen, die vom Westen Schritt für Schritt genutzt worden seien, um die alten Eigentums- und Machtverhältnisse, aus denen der Faschismus entstanden sei, zu restaurieren. Die Forderung nach einem antifaschistisch-demokratischen Deutschland sei dadurch unterminiert worden.
Diesen Prozess der gesellschaftlichen Rechtsentwicklung – aber auch den Widerstand dagegen – zeichneten Rolf Becker und Kai Degenhardt in ihrem Programm mit Liedern und Texten von Franz Josef Degenhardt nach; immer wieder ergänzt und vertieft durch Rezitationen von Texten Bertolt Brechts.
In der Eröffnungsrede der VVN-BdA wurde die historische Bedeutung des 8. Mai 1945 hervorgehoben. An diesem Tag „haben alle Angehörigen der Anti-Hitler-Koalition, die Kämpfer in den militärischen Einheiten der alliierten Streitkräfte, die Partisanen in den vom deutschen Faschismus okkupierten Territorien, die Frauen und Männer aus dem antifaschistischen Kampf, in der Illegalität, im Exil oder in den Haftstätten, bewiesen, dass die nazistische Bestie durch das gemeinsame Handeln der Völker besiegt werden konnte.“ So heißt es in einer zitierten Stellungnahme der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR). Zwischenapplaus gab es für die entschiedene Verurteilung des Ausschlusses offizieller Vertreter der Russischen Föderation bei Gedenkveranstaltungen. Die VVN-BdA Bundesorganisation sprach sich bereits 2022 in einer Stellungnahme „gegen jede Ausgrenzung beim Gedenken an die Opfer der faschistischen Barbarei und der Befreiung von Faschismus und Krieg“ aus. „Wir bleiben dabei“, so endete die Eröffnungsrede der VVN-BdA, „der 8. Mai muss Feiertag werden! Denn den 8. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu machen, wäre ein symbolischer Perspektivenwechsel, von der Perspektive der Täter, die den Tag als Niederlage und Schande erlebt haben, hin zur Perspektive der Opfer und des antifaschistischen Widerstands. Das wäre ein starkes Zeichen gegen Geschichtsrevisionismus, gegen alte und neue Rechte und gegen alte und neue ‚Kriegstüchtigkeit‘. In diesem Sinne: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“

Die Eröffnungsrede der VVN-BdA Karlsruhe kann hier nachgelesen werden. (Es gilt das gesprochene Wort)