Mit über 50 Teilnehmenden war unsere Befreiungsfeier im Verdi-Haus gut besucht. Bernd Köhler, Joachim Romeis und Bettina Franke spielten ihr aktuelles Programm „Nie wieder 33“ mit Liedern und Texten von Bert Brecht, Hanns Eisler, Klaus Mann, Rose Ausländer, Erich Weinert, Theodor Kramer, Esther Bejarano u.a. sowie aktuellen eigenen Songs.
In der Eröffnungsrede hieß es:
„Wir wollen heute den 8. Mai feiern! Und wir haben uns bewusst dazu entschlossen, diesen Tag feierlich zu begehen, trotz, oder gerade weil wir in stürmischen Zeiten leben. Die VVN-BdA fordert seit Jahren schon, dass der 8. Mai ein gesetzlicher Feiertag wird. Den 8. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu machen, wäre ein symbolischer Perspektivenwechsel, von der Perspektive der Täter, die den Tag als Niederlage und Schande erlebt haben, hin zur Perspektive der Opfer und des antifaschistischen Widerstands. Das wäre ein starkes Zeichen gegen Geschichtsrevisionismus, gegen alte und neue Rechte. Aber den Tag der Befreiung feierlich zu begehen heißt nicht, die Augen zu verschließen vor dem, was aktuell in der Welt und hier in Deutschland passiert. Im Gegenteil, es heißt, sich mit Geschichte und Gegenwart auseinanderzusetzen, damit sich nie mehr wiederholt, was geschehen ist. Es ist daher unerlässlich, an dieser Stelle ein paar Worte zu den geschichtlichen Zusammenhängen zu verlieren und Bezüge zur Gegenwart herzustellen.
Der 8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg. Es ist der Tag des Kriegsendes, der Tag, an dem die Wehrmacht die bedingungslose Kapitulation unterzeichnete. Der Massenmord und Vernichtungskrieg der Nazis hatte 60 Millionen Tote zu verantworten, darunter 6 Millionen Jüdinnen und Juden und 27 Millionen ermordete Bürgerinnen und Bürger der Sowjetunion. Millionen alliierte Soldaten, Frauen und Männer aus dem Widerstand, Partisaninnen und Partisanen haben für diesen Tag ihr Leben riskiert und geopfert. Ihnen danken wir an diesem Tag.
Für Deutschland, Europa und die Welt bedeutete der 8. Mai 1945 die Eröffnung eines Möglichkeitshorizonts der Entwicklung. Ein „Weiter so“ war ebenso unmöglich geworden, wie ein einfaches Zurücksetzen der Verhältnisse auf die Zeit vor 1933, so als ob es das Nazi-Regime nie gegeben hätte. Eine „Neuordnung von Grund aus“ stand auf der Tagesordnung, wie es im Ahlener Programm der CDU von 1947 hieß. Überall in Deutschland beteiligten sich zahlreiche Menschen am demokratischen Neubeginn. Getragen wurde das demokratische Engagement von einem antifaschistischen Grundkonsens, der sich überparteilich auch in den programmatischen Dokumenten von KPD, SPD, CDU und FDP niederschlug. Seine Losung wurde von den befreiten Häftlingen des KZ Buchenwald formuliert: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ In Anlehnung an die bekannte Zeichnung von Käthe Kollwitz heißt das kurz: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“